Übergabe eines Austin 1100
Zum 18. Geburtstag schenkte Alfred Lienhard seinem Sohn Fredy einen Austin 1100. Jetzt steht das Fahrzeug in unserem Klassik Salon. Die feierliche Übergabe fand am Sonntag, 9. März statt. Toni Heuberger, ein leidenschaftlicher Restaurateur von englischen Fahrzeugen hat das Auto auf Vordermann gebracht.
Lesen Sie mehr über das Fahrzeug und die Geschichte, die Fredy mit diesem Fahrzeug verbindet.
Text und Interview: PD Dr. Monika Kritzmöller
ADO16 und Racing: Das klingt eigenartig, handelt es sich um ein kleines, wenn auch intelligentes Mittelklasseauto mit überschaubaren Motorleistungen, das alles andere darstellt als den geborenen Rennwagen. Was als funktionale Familienkutsche konzipiert war, kann allerdings auch anders. Fredy Lienhard, Rennfahrer und Unternehmer, blickt nicht nur auf eine erfolgreiche Karriere am Steuer rasanter Automobile zurück, er gründete 2009 auch die autobau Erlebniswelt in Romanshorn.
Fredy Lienhard: Ich begann mit Seifenkisten, später Go Kart – Auto durfte ich bis dahin noch nicht. Im Jahr 1966 besuchte ich das letzte Jahr der Kantonsschule Frauenfeld und war damals schon begeistert vom Autosport. Mein Vater, der ebenfalls Rennfahrer war, schenkte mir als mein erstes Auto einen Austin 1100 zum 18. Geburtstag. Das ist eigentlich ein Familienauto. Er wollte mir keinen Morris Cooper und schon gar keinen Cooper S geben – das war ihm zu gefährlich. Ich habe dann einfach dieses Auto frisiert. Es gab Speedwell Tuningsätze zu kaufen, ich habe meinen selbst eingebaut, um dem Motor von 50 auf etwa 70 PS mehr Leistung zu geben. Es gab dann auch einen Tourenzähler, den das Modell sonst nicht hatte, auf dem Armaturenbrett. Mit diesem Fahrzeug fuhr ich mein erstes Rennen. Ich habe zuvor alles abmontiert, was nicht zum Fahren erforderlich ist – Sitze, Stoßstangen, Raddeckel, um Gewicht zu sparen. Das war ein Bergrennen in Neuchatel mit der Nummer 99. Ich war natürlich nicht der Schnellste damit, aber es war gut.
Monika Kritzmöller: Du hast tatsächlich deine Laufbahn als Rennfahrer in einem Austin 1100 begonnen?
FL: Der erste Einsatz war in Oberuhldingen am Bodensee – ein Clubrennen des ACS Thurgau auf der Go-Kart Bahn. Das Training war vor der Abnahme (Fahrausweis und Lizenz-Kontrollen) sodass ich das Training fahren konnte. Nachher schickte man mich dann nach Hause, weil mit einem Lernfahrausweis keine Rennen gefahren werden dürfen. Es braucht immer einen gültigen Fahrausweis. Danach habe mit dem 1100er sogar meine Debütanten-Lizenz erworben, bei Paris, in Montlhéry. Das endete für das Auto zwar nicht so glücklich, ich hatte einen Unfall, aber die Lizenz habe ich trotzdem bekommen, zwei Wochen nach meinem 18. Geburtstag. Auch das gehört dazu. Ich konnte danach sogar noch mit diesem Auto nach Hause fahren.
MK: Der Austin 1100 hat Dich sozusagen „initiiert“ als Rennfahrer?
FL: Naja, eine Rennkarriere macht man mit diesem Auto natürlich nicht, das war ein Familienauto, mit dem ich auch meine Großeltern ausgefahren und auch viele Fahrten mit meinen Freunden unternommen habe, die noch kein eigenes Auto besassen. Auf das Podium schaffte ich es mit dem Austin nicht – ausser vielleicht in Hockenheim, weil die Konkurrenz noch langsamer war. Man muss immer unten beginnen und dann die Ausdauer haben, alle Schritte zu machen, um nach oben zu kommen. Das ist ein Lernprozess, zu dem Erfolge und Misserfolge gehören, Aus den Misserfolgen lernt man. Nicht zu großspurig beginnen, auch finanziell…
MK: Es war nun kein teures Auto…
FL: Es war sehr günstig, und durch den Erfolg war ich in der Lage, immer besseres Material nicht nur zu kaufen, sondern auch zu beherrschen. Du programmierst dein Unterbewusstsein beim Fahren. Im Grenzbereich ist es wichtig, dass du dich automatisch richtig verhältst. Man braucht den Kopf für die Rennstrategie, aber die Motorik muss automatisch ablaufen, sonst bist du zu langsam. Du musst spüren: Wo musst du bremsen, wie stark musst du bremsen, wie einlenken, damit du den Apex, den Scheitelpunkt einer Kurve erwischst, denn danach sollte man nur noch Vollgas geben können, um auf der folgenden Geraden schnell genug zu sein. Und man muss eben auch lernen, richtig zu korrigieren, wenn eine Situation aus der Kontrolle zu geraten droht.
MK: Also keine 500 PS für Fahranfänger?
FL: Nein. Man muss spüren können, die Kraft richtig zu dosieren. Deshalb sind Seifenkistenrennen – die wir auch unterstützen – bei den ganz Jungen sehr wichtig. Sie können sich bereits da programmieren, mit der Geschwindigkeit umzugehen.
MK: Und das scheint sich bei dir erfolgreich entwickelt zu haben.
FL: Hier am Hockenheimring 1966 bin ich mit dem Austin 1100 immerhin schon in der ersten Reihe gestartet. Das war ein Lizenzkurs für Tourenwagen, noch kein grosses Rennen. Die Lizenz für die Rennwagen kam 1969 mit der Formel V.